Falkenstein, 17. März 1896
Königliches Staatsministerium !
Unterthänigst gehorsamste Bitte des landwirtschaftlichen
Bezirkes Falkenstein um Erbauung einer Lokalbahn von
Walhallastraße über Donaustauf, Lichtenwald, Forstmühl,
Süssenbach, Schillertswiesen nach Falkenstein.
Vertrauend auf die gütige Fürsorge, welche Eure Hohe Königliche Staatsregierung zum Wohle des Landes und der Hebung der Landwirtschaft insbesonders entgegenbringt, gestattet sich das unterthänigst gehorsamst unterfertigte Bahnkomite ein Gesuch des landwirtschaftlichen Bezirkes Falkenstein um Erbauung einer Lokalbahn von Walhallastraße über Donaustauf, Lichtenwald, Forstmühl, Süssenbach, Schillertswiesen nach Falkenstein ergebenst in Vorlage zu bringen und dasselbe durch folgende Motive zu begründen:
Nicht leicht eine Gegend der Oberpfalz ist dem allgemeinen Weltverkehre so verschlossen als die zum landwirtschaftlichen Bezirke Falkenstein gehörigen Gemeinden. Dieselben sind von den Bahnstationen Straubing, Regensburg, Cham und Roding fast gleichweit 5 bis 8 Stunden entfernt. Wenn auch die Landwirtschaft allüberall im ganzen Lande einer Hebung bedarf, so dürften doch diejenigen Landwirte weniger zu beklagen sein, die das Glück haben, in der Nähe einer Bahn zu sein. Finden diese doch leichter Absatz für ihre Produkte. Besonders beklagenswert sind aber die Landwirte unserer verlassenen Gegend, weil diese unter allen Landwirten der Oberpfalz den wenigst ertragsfähigen Ackerboden besitzen. Das rauhe Klima inmitten unserer Wälder und der gänzliche Mangel an Kalk in unserem Ackerboden lassen auch die fleißigste und umsichtigste Bearbeitung desselben keinen guten Ertrag erzielen. Unser kalter, kalkarmer Boden kann nur durch künstlichen Dünger und Kalk fruchtbar gemacht werden. Aber diese Mittel zur Besserung seiner so dürftigen Lage sind unserem Landwirte so lange vorenthalten, bis er dieselben durch die Bahn beziehen kann. Dieses ist ihm aber bisher nicht möglich, da die Fracht von den nächsten Bahnstationen per Zentner 1 M bis 1,40 M kostet.
Die mißliche Lage unserer Landwirte hat aber auch darin ihren Grund, daß sie ihre Produkte nicht an den Mann zu bringen wissen, außer zu wirklichen Schleuderpreisen. Mußten sie doch während des ganzen Winters Schweine, um ihrer nur los zu werden, per Pfund Fleischgewicht zu 30 Pfennig verkaufen, dementsprechend waren auch die Preise anderer Tiere und der übrigen Produkte. Weil zu entfernt von einer Bahn, sind unsere Landwirte den Händlern überlassen.
Wenn nun mit Vorstehendem bewiesen werden wollte, daß eine Bahn für unsere Landwirte Lebensbedingung ist, so dürfte mit Nachstehendem klar dargelegt werden, daß die erbetene Bahn auch eine gute Rente abwerfen würde.
Die in den der projektierten Bahn nächstgelegenen Gemeinden gepflogenen statistischen Erhebungen, welche dem Gesuche im Original beiliegen, weisen mit größter Bestimmtheit die Rentabilität der erbetenen Bahn nach. Die Ausfuhr von 81.900 Ztr. Getreide und 29.940 cbm Holz a cbm 14,50 Ztr. betragen schon allein 2170 einfache Wagenladungen. Für die in verschiedenen Gemeinden vorhandenen Steinbrüche erschließt sich durch die Bahn ein großer Absatz.
Kartoffel, bekanntlich eine Hauptfrucht im bayerischen Walde, fanden bisher fast gar keinen Absatz, weil dieselben bei der noch wärmeren Jahreszeit wegen Mangel an Zeit per Achse nicht befördert werden können, bei kälterer Jahreszeit eine Ausfuhr nicht möglich ist. Wie die statistischen Erfahrungen beweisen, wird auch die Ausfuhr von Vieh und Viktualien eine große.
Aber nicht blos die Ausfuhr, auch die Einfuhr würde eine bedeutende sein. Zahlen doch die hiesigen Kaufleute allein für die Fracht ihrer Waren laut Rechnungen der Boten für Ztr. a 1 M. Welche Menge von Kalk und künstlichem Dünger würde zur Einführung kommen! Der Personenverkehr würde jedenfalls auch ein sehr reger werden.
Die Kosten der circa 27 Klm. langen Bahn dürften nicht zu groß werden, da der Bau derselben keine besonderen technischen Schwierigkeiten bietet. Dieselbe würde bei Sulzbach oder Hammermühle einen einzigen Bachübergang erhalten, von da bis Süssenbach im Thale bleiben und hier nach Schillertswiesen die einzige Steigung erleiden.
Das unterthänigst gehorsamst unterfertigte Komite wagt nun die ehrfurchtsvollste Bitte zu stellen:
„Ein Hohes Königliches Staatsministerium wolle sich der so armen Landwirte des bayerischen Waldes huldvollst erbarmen und ihre traurige Lage durch Erbauung der erbetenen Bahn gnädigst fördern.“
In tiefster Ehrfurcht
Eines Hohen Königlichen Staatsministeriums
Unterthänigst gehorsamstes
Bahnkomite Falkenstein,
Dürr August, Vorstand.