Echte „Mountain Biker“ – also Radlfahrer, die gerne dort langstrampeln, wo man kaum noch zu Fuß durchkommt – werden im Vorwald vielleicht an den Felspartien auf dem Schweinsberg, Lauberberg oder Semmelberg ihre Freude haben. Normalradler dagegen haben es in und um Falkenstein nicht ganz leicht, weil es fast immer irgendwo bergauf geht (und der Wind kommt sowieso immer von vorne). Die Situation hat sich nach 1986 signifikant verbessert, weil nach dem Abbau der Gleise der neue Radwanderweg Falkenstein – Regensburg auf der Bahntrasse gebaut und bis 1992 vollständig fertiggestellt wurde.
In der Donau-Post konnte man unter der Überschrift „Bahnstrecke nach Falkenstein als Radweg“ lesen, dass das Straßenbauprogramm des Landkreises Regensburg für 1987 den Betrag von 500 000 Mark ausweist, um „den Radweg der aufgelassenen Falkensteiner Bahnstrecke im Abschnitt zwischen Wenzenbach und Hauzendorf“ einzurichten. Der gesamte 19,1 Kilometer lange Bauabschnitt wird auf 1,3 Millionen Mark veranschlagt.
Landrat Rupert Schmid lobte die Kooperationsbereitschaft der Deutschen Bundesbahn, wodurch es in relativ kurzer Zeit möglich sein werde, die gesamte Bahnstrecke zu erwerben. Ergänzend wurde erwähnt, dass im Bereich des Landkreises Cham der Radweg bis Falkenstein fortgesetzt werde. Auch die Stadt Regensburg wolle den Radweg an das Stadtgebiet anbinden.
Im Landkreis Cham wurde tatsächlich ebenfalls gehandelt. Am 10. Juli 1987 konnte man in der Donau-Post unter der Überschrift „15,3 Kilometer langer Rad-Wanderweg entsteht“ lesen: Der schon seit geraumer Zeit gehegte Wunsch der Anliegergemeinden, den von der Bundesbahn demontierten Schienenstrang sinnvoll und zukunftsweisend zu nutzen, wird in sehr zügiger Form in die Tat umgesetzt. Auf einer Gesamtlänge von 15,3 Kilometer (im Gebiet des Landkreises Cham) entsteht ein kombinierter Rad- und Wanderweg, der im Winter auch als Langlaufloipe dienen soll. Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf rund 1,3 Millionen Mark.
Besichtigung vor Ort
In der Presse wird weiter berichtet: Gestern mittag fand in Anwesenheit von Landrat Ernst Girmindl kurz nach dem Bahnübergang der Staatsstraße nach Regensburg und Wörth mit Vertretern des Landratamtes und der ausführenden Baufirma Franz Xaver Schönberger in Roding sowie Bürgermeister Max Kulzer und Amtsrat Alfred Aschenbrenner eine Besichtigung vor Ort statt.
Landrat Ernst Girmindl erklärte eingangs des Informationsgespräches mit der Presse „humorvoll“, dass mit dem Ausbau des einstmaligen Schienenstranges zu einem kombinierten Rad- und Wanderweg eine zweckmäßige, attraktive und zukunftsweisende Nachfolgeeinrichtung für den nunmehr der Vergangenheit angehörenden „Schwammerlzug“ von Falkenstein nach Regensburg geschaffen werde. Mit dem zudem geplanten „Bootswanderweg“ auf dem Regen könne man den Verkehrsteilnehmern zwei alternative Reiserouten anbieten, um schneller in das Oberzentrum nach Regensburg zu gelangen ! ! !
Auf der alten Bahnstrecke
bis zur Landkreisgrenze
Über den entstehenden „Rad-/Fußwanderweg“ gab es im Oktober 1987 auch die folgende „Mitteilung aus dem Landkreis Cham“: „Ohne Übertreibung kann man hoffen, daß für Falkenstein allein der Fremdenverkehr, hauptsächlich von Regensburg aus, sich verzehnfacht.“ Das bezog sich allerdings nicht auf den neuen Weg, sondern stammt aus einem Bittgesuch von 1907, das rund 30 Gemeinden aus dem Vorwald an die „Hohe Kammer der Abgeordneten“ richteten.
Und in der Tat hatte die erbetene und schließlich realisierte Lokalbahn segensreiche Auswirkungen auf den Vorwald, bis schließlich die Bundesbahn 1985 den Bahnbetrieb aufgab. Die Trasse wird nun gut genutzt, jedoch, so stellte Landrat Girmindl fest, dieser Weg tut der Landschaft zwar keine Gewalt an, kann aber die Bahn nicht ersetzen!
Im September 1989 wurde schließlich in allen Lokalzeitungen von der Inbetriebnahme einer Teilstrecke berichtet: Landrat, Bürgermeister, Pfarrer und Firmenchef testeten bei einer Radtour die Strecke bis nach Bernhardswald. „Zunächst führte der Weg parallel zur Staatsstraße steil bergauf und so war es verständlich, daß die „Amateure“ ihre Fahrräder gemächlichen Schrittes schoben.
„Am Scheitelpunkt angekommen, schwangen sich die Naturfreunde mutig auf ihre harten Sättel und traten kräftig in die Pedale. Nach wenigen Minuten war bereits Gfäll erreicht, wo es leichtfüßig voranging. Unterwegs gab es reichlich Gelegenheit zu verschiedenen Gesprächen, so daß die Plagerei sehr leicht fiel.
„Der kühle Fahrtwind bergab erleichterte die Wegstrecke und so hielten sich die Schweißperlen in Grenzen. Allmählich dehnte sich der Konvoi immer weiter auseinander, denn man genoß die reizvolle Landschaft links und rechts des Fahrradweges in vollen Zügen.
„Schon nach rund einer Stunde wurde das Grenzgebiet zum Landkreis Regensburg passiert. Ein etwas rauher Teerbelag löste den vorher sandigen Unterbau ab. Ein mit Schindeln gedeckter Unterstell-Pavillon mit einer Sitzgruppe lud zu einer kurzen Pause ein. Danach ging es stetig bergab, so daß die Teilnehmer kaum mehr in die Pedale treten mußten. Alsbald wurde das Ziel in Bernhardswald erreicht.
„Froh gelaunt und zufrieden über die erbrachte Leistung, nahm die Radtour einen harmonischen, erfolgreichen Ausklang. Die Pedalritter verstauten ihre Drahtesel auf einen Lastwagen und ließen sich zurück nach Hetzenbach chauffieren, wo man sich eine kräftige und leckere Brotzeit schmecken ließ. Im Verlauf dieser gemütlichen Zusammenkunft sorgte eine fidele Sängerinnenschar für willkommene Abwechslung, der Wirt griff zu einem Akkordeon und begleitete die Lieder instrumental.“
Entstehung
Der Radwanderweg nach Falkenstein hat viele geistige Väter. Eine Reihe von Kommunalpolitikern machte sich bereits über die künftige Nutzung der Bahntrasse Gedanken, als noch die letzten Züge auf der Strecke fuhren. Wessen geistiges Kind der Radweg nun auch immer ist, er bringt den Radfahrern, ob Familien oder Schulklassen, auf alle Fälle großes Vergnügen. Alljährlich befahren ihn Tausende von Radausflüglern, so daß in den Sommermonaten die Deutsche Bundesbahn eigens Busse mit Fahrradbeförderungsmöglichkeiten einsetzt. An den „Schnittstellen“ Wenzenbach, Hauzendorf, Lambertsneukirchen, Roßbach, Hirschenbühl, Schillertswiesen oder Gfäll kann man unterwegs vom Radweg in den Bahnbus zu steigen.
Die bequeme, ausgeglichene Strecke Falkenstein-Gonnersdorf ist in drei Stunden mit dem Fahrrad einfach zu befahren. Bei langsamem Tempo kann man die schönen Natur- und Landschaftsschutzgebiete betrachten und genießen. Der Radwanderweg verläuft heute durchgehend von Falkenstein nach Gonnersdorf. Im letzten, sehr kurzen Stück von Gonnersdorf nach Wutzlhofen wird er später entlang der noch umzugestaltenden Kreisstraße geführt werden, da im Bereich des Bahnhofes Wutzlhofen kein Grunderwerb möglich war.
An der Landkreisgrenze zwischen Cham und Regensburg bei Roßbach ist die verschieden gelagerte Baugeschichte des Radweges zu erkennen. Das 15,3 km lange Teilstück Falkenstein-Landkreisgrenze war als erster Radwegabschnitt vollendet. Das Landratsamt Cham finanzierte die Kosten von 1,4 Millionen DM vor, obwohl das Bayerische Umweltministerium damals noch keine Zuschüsse zahlte. Im Raum des Landkreises Regensburg wurde der Bau des Radweges erst 1987 begonnen, als die Förderung aus dem Programm „Freizeit und Erholung“ des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen gesichert war. Der Landkreis Regensburg mußte jedoch die Auflage einer „wassergebundenen Wegbefestigung“ beachten, während der Landkreis Cham den Radweg aus Gründen des Umweltschutzes und der möglichen Umfunktionierung zur Langlaufloipe nicht asphaltiert hatte.
Herstellung
Der Radweg hat eine Fahrbahnbreite von 2.50 m, die Kronenbreite mit den Seitenstreifen beträgt 3.50 m. Für die Radwegbefestigung wurde zunächst der vorhandene Bahnschotter bis zu 20 cm abgetragen, im Raum des Landkreises Regensburg waren dies 7500 Kubikmeter Gleisschotter. Als Tragschicht wurde dann wieder eine bis zu 20 cm dicke, feinere Schotterschicht eingebaut. Darauf kam eine mehrlagige Oberflächendeckschicht aus Splitt und Bitumenemulsion. Für das Schüttmaterial durfte aus landschaftsschützenden Gründen nur örtlicher Granit verwendet werden. Die an der Bahntrasse angelegten Rastplätze wurden in Natursteinpflaster ausgeführt. Unterstellpavillon, Schutzhütte, Radweg- und Hinweistafel sollten sich in das Landschaftsbild einfügen. Obwohl 8200 Kubikmeter Erdbewegungen vorgenommen wurden, versuchte man an dem Bewuchs der Bahndämme nichts zu ändern. Biotope von extensiven Feucht- und Trockenkulturen blieben nach Anweisung der Unteren Naturschutzbehörde erhalten. Kurz vor Bernhardswald fließt sogar eine neuerschlossene Quelle.
Relikte
An die historische Bahnstrecke erinnern heute noch die Bahndämme, Prellböcke, Kilometersteine, Güterhallen, der Lokschuppen in Falkenstein, die Bahnhöfe Hauzendorf („Radl-Bahnhof“ mit Restaurationsbetrieb), Roßbach (heute Getränkemarkt), Gfäll (heute privates Gebäude) und einzelne sanierte Brücken. In Lambertsneukirchen wurden auf Privatinitiative Relikte wie Signale, Räder etc. der ehemaligen Lokalbahn aufgestellt. In anderen Orten verweisen nur mehr die Straßennamen „Bahnhofsstraße“, „Am Bahndamm“ auf die ehemalige Eisenbahn. In Falkenstein .wurde 1992 die Eisenbahnbrücke abgebrochen, auf dem planierten Bahnhofsgelände steht heute ein Einkaufszentrum. Der Appell an die „Dorfwirte“, sich auf den neuen Fahrradtourismus einzustellen, findet allmählich immer mehr Gehör.
Sicher zählt der Radwanderweg zwischen Felswänden und Waldwiesen, abseits jeglichen Autoverkehrs, zu den schönsten Ausflugsstrecken der Umgebung. So bitter die Stillegung der Bahnstrecke für die betroffenen Gemeinden auch war, blieb ihnen doch die Trasse mit einer guten angenehmen Nutzung erhalten.
Mit dem „Stahlroß“
auf der alten Bahntrasse
Der Weg ist inzwischen nicht mehr wegzudenken. Er wird sehr gut genutzt, und in der Presse wurde und wird reichlich darüber berichtet, z.B. im August 1993 unter der Überschrift „Wo einst der Schwammerlzug nach Falkenstein fauchte“: Dort, wo über 70 Jahre lang das Falkensteiner Bockerl von Regensburg aus über die Vorwaldhöhen stöhnend und fauchend nach Falkenstein dampfte, tummeln sich heute zahlreiche Radler und Wanderer. Es bieten sich dem Benutzer reizvolle und herrliche Perspektiven in die Landschaft hinein. Zahlreiche Rastplätze laden zum Picknick ein, gemütliche Bauernwirtschaften am Wegesrand bieten dem Wanderer eine gastliche Einkehr an.
Weiter wird festgestellt: Nach 70 Jahren Personen- und Güterbeförderung sind die „Stahlrösser“ auf der ehemaligen Bahnlinie um einiges kleiner geworden. Die mit wenig Steigung und Gefälle ausgestattete Trasse eignet sich hervorragend als Rad- und Wanderweg. Machen wir uns auf den circa dreistündigen (Rad-)Weg und folgen der rund 33 Kilometer langen Linienführung des ehemaligen „Schwammerlzuges“, um die Schönheiten des Vorwaldgebietes näher kennenzulernen.
Durch den Vorwald
Der Zeitungsbericht vom 25. August 1993 fährt fort: „Ausgangspunkt ist der Luftkurort Falkenstein mit der sehenswerten Burg, die ein Jagdmuseum beherbergt und inmitten des zweitgrößten Natur- und Felsenparks Bayerns liegt. Auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände ist nur mehr der privat renovierte Lokschuppen erhalten.
„In Richtung Südwesten verlassen wir die Ortsmitte auf der Regensburger Straße, um auf Höhe des Friedhofs kurz vor Ortsende rechts in den Fahrradweg einzubiegen. Bereits bei Kilometer 34,2 erwartet den Radler ein Pavillon mit schönem Panorama auf Burg und Markt Falkenstein. Kurz danach passieren wir eine dreibögige Betonbrücke. Große Granitblöcke säumen die Strecke.
„Nach rund fünf Kilometern taucht die schöne Holzfassade des jetzt privaten Bahnofsgebäudes Gfäll auf. Hier war einst eine wichtige Verladestelle für Vieh und Waldfrüchte. Dahinter befindet sich das gemütliche Wirtshaus von Gfäll. Auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände von Schillertswiesen ist wiederum ein Pavillon errichtet. Links der weiteren Strecke folgen Moore und Teiche. Bei Kilometer 26,4 folgt das Steinmeer des Naturparkes Vorderer Bayerischer Wald. Nach knapp einem Kilometer durchradeln wir die Waldungen des Hochholzes beiderseits der Strecke. Die höchste Stelle der Trasse mit 606 m über dem Meeresspiegel passieren wir bei km 23,8. Ein wunderschönes Panorama erwartet uns bei km 22,4.
„Bei Hetzenbach trifft man auf die B 16, dann führt die Linie parallel zur Straße an Wald und Roßbach vorbei im großen Gefälle nach Lambertsneukirchen. Beachtenswert ist hier links der Eisenbahn-Museumspark. In Hautzendorf, Edelsitz der gleichnamigen Ritter angekommen, besteht in Ortsmitte Einkehrmöglichkeit im „Radl-Bahnhof“. Beim Eintritt der Gaststätte beachte man rechts die Fotos des Bahnhofs vor der Renovierung und das Hochrad im Dachgiebel.
„Über Erlbach und Bernhardswald erreichen wir links des Radweges das Bachbett des vor der Birkmühle gestauten Wenzenbaches. Eine Picknicksitzgruppe, angefertigt von der Künstlerin Renate Christin und 15 Kindern, erwartet uns bei km 6,4. Es folgt dann die längste Brücke der Bahnstrecke. Durch die Schlucht am Schloß Schönberg vorbei, ehemals im Besitz der Herren von Hohenfels, der bayerischen Herzöge und des Fürsten Thurn und Taxis, läuft der neuangelegte Radweg ein kurzes Stück parallel des ehemaligen Bahnhofes Wenzenbach. Unmittelbar nach dem Johanniter-Gebäude ist ein alter Prellbock sichtbar. Es geht dann in der Regen-Donauebene an Irlbach vorbei nach Gonnersdorf, wo der Radweg endet.“
Der Rad- und Wanderweg
mit Rast- und Einkehrmöglichkeiten
Km | Ort / Wirtshaus | Höhe |
Burg Falkenstein | 628 m | |
35,5 | Falkenstein mit diversen Gasthäusern und Hotels | 580 m |
34,2 | Pavillon (Regenschutz) mit Picknickplatz | 590 m |
33,4 | Dreibögige Betonbrücke am Hohem Kreuz | 570 m |
30,0 | Gfäll, Gasthaus Kulzer | 580 m |
28,0 | Schillertswiesen, Gasthaus Hahn (100 m) | 590 m |
27,8 | Kapelle Hl.Wolfgang mit schönem Sitzplatz, danach Pavillon | 590 m |
24,2 | Hirschenbühl, Gasthaus Lindenhof in Hetzenbach 1 km entfernt (für Wanderer geeignet) | 600 m |
23,8 | Höchste Stelle der Strecke | 606 m |
23,4 | Pavillon Hirschenbühl, Gasthaus Lindenhof in Hetzenbach 1 km entferntn (für Radler geeignet) | 600 m |
21,1 | Roßbach mit Café-Bistro „Pavillon“ | 560 m |
18,4 | Pavillon an der Landkreisgrenze | 500 m |
16,0 | Lambertsneukirchen mit Eisenbahn-Museumspark | 460 m |
14,0 | Hauzendorf, Radl-Bahnhof, Gasthaus | 420 m |
12,2 | Gasthaus Gassner und Pavillon | 420 m |
9,0 | Bernhardswald mit Pavillon und Kiosk „Zwitscherlaube“ | 400 m |
6,4 | Picknicksitzgruppe | 370 m |
5,0 | Wenzenbach mit mehreren Gasthäusern | 350 m |
3,0 | Irlbach | 340 m |